top of page
Das Buch zur Selbsthilfe - Inhalt und Leseproben
Vorwot

VORWORT von Prof. Dr. Arne May

Teil 1 – INFORMATIONSTEIL


Nach einer kurzen Einführung in das Thema Schmerz stellen wir zunächst die häufigsten Kopf- und Gesichtsschmerzerkrankungen vor, wobei wir auf neuropathische und idiopathische Gesichtsschmerzen einen besonderen Schwerpunkt legen. Prof. Dr. Arne May, einer der führenden Kopfschmerzspezialisten Deutschlands, beantwortet in seinem Gastbeitrag ausführlich Fragen zu Behandlungsmöglichkeiten und zum aktuellen Stand der Forschung.

akute Schmerzen - chronische Schmerzen - nozizeptive Schmerzen - neuropathische Schmerzen - Phantomschmerzen - psychogener Schmerz - Psychosomatik - Schmerzen messen und dokumentieren- Kopfschmerz vom Spannungstyp - Migräne - Clusterkopfschmerzen - Gesichtsneuralgien - Neuropathischer Gesichtsschmerz - Atypischer Gesichtsschmerz / Persistierender Idiopathischer Gesichtsschmerz - Differentialdiagnosen - Gesichtsschmerzzentrum des UKE  - Interview mit Prof. Dr. Arne May - die wichtigsten Fragen zum Gesichtsschmerz im Schnelldurchlauf

 

Teil 1 Leseprobe Persistierender Idiopathischer Gesichtsschmerz Der Begriff „atypischer Gesichtsschmerz“ wurde in den 1920er-Jahren eingeführt, um den bekannten (typischen) Gesichtsschmerz, die Trigeminusneuralgie, von anderen unklaren Gesichtsschmerzen abzugrenzen. Viele Betroffene verwenden diesen Ausdruck bis heute. In der Fachwelt hat man sich inzwischen auf den Begriff „persistierender idiopathischer Gesichtsschmerz“ geeinigt; persistierend = andauernd, idiopathisch = ohne bekannte Ursache („PIFP“ = Persistent Idiopathic Facial Pain). Die Diagnose atypischer Gesichtsschmerz wird gestellt, wenn keine andere spezifische Kopfschmerzdiagnose erfasst und keine weitere erkennbare Ursache für die Beschwerden gefunden werden kann. Schmerzen im Bereich des Gesichts, der Mundhöhle und der Zähne sind überwiegend ständig vorhanden und örtlich schlecht eingrenzbar. Häufig zeigen sich die Schmerzen auch über der Oberlippe und im Gaumenareal. Der Schmerz kann kribbelnd, ziehend, bohrend und brennend sein und variiert in seiner Intensität zwischen leicht, mittelstark und stark. Er ist zudem schwer zu lokalisieren. Manchmal berichten Patienten von einem subjektiven Schwellungs- oder Taubheitsgefühl. Der Schmerz spricht weder auf Schmerzmittel noch auf Nervenblockaden an und lässt sich auch durch Operationen nicht positiv beeinflussen. Im Gegenteil, von invasiven chirurgischen Eingriffen und nicht zwingend erforderlichen Zahn- und Kieferbehandlungen muss dringend abgeraten werden. Es sind keine Gefühlsstörungen - wie etwa eine Überempfindlichkeit, eine herabgesetzte Empfindlichkeit oder Taubheitsgefühl bei Berührung - nachweisbar und es bestehen auch keine anderen strukturellen Läsionen oder Symptome. Der Nachtschlaf bleibt von den Schmerzen unbeeinträchtigt. Sämtliche bildgebende Verfahren sind ohne Befund und es liegt erwiesenermaßen keine andere Grunderkrankung vor. Somit handelt es sich um eine Ausschlussdiagnose. Die Atypischen Odontalgie („PIDAP“ = persistent idiopathic Dentoalveolar Pain) ist eine Unterform des PIFP, bei der die Symptome lokal auf einen oder zwei Zähne begrenzt bleiben. Anders als beim PIFP ist der Schmerz gut lokalisierbar und geht häufig mit einer Sensibilitätsstörung (z.B. gesteigerte oder verminderte Empfindlichkeit) einher. Da das Beschwerdebild vom persistierenden idiopathischen Gesichtsschmerz (PIFP) und neuropathischem Gesichtsschmerz sehr ähnlich ist und die Symptome sich auch überschneiden können, ist eine Diagnosestellung nicht immer einfach. Es gibt aber bestimmte Kriterien, die herangezogen werden, um festzustellen, um welche Art von Gesichtsschmerz es sich handelt. In beiden Fällen kann Stress die Schmerzen verstärken. Einige Patienten berichten, dass Wettereinflüsse schmerzverstärkend wirken. Viele Patienten geben an, dass ein zahnärztlicher Eingriff die Schmerzen ausgelöst hat. Bisher wurden allerdings noch keine Studien durchgeführt, bei denen untersucht wurde, ob der Eingriff den Schmerz tatsächlich ausgelöst hat oder ob ein bereits vorhandener Schmerz Grund für die Behandlung war. Patienten mit PIFP berichten manchmal von einem brennenden Schmerzcharakter, was auf eine neuropathische Komponente hinweist. Vermutlich ist das Schmerzsyndrom aber nicht alleine mit neuropathischen Ursachen zu erklären, die der Krankheit zugrundeliegenden Funktionsmechanismen sind noch nicht ausreichend erforscht. Es besteht die Wahrscheinlichkeit, dass sich bei vielen Patienten mehrere Schmerzformen mit unterschiedlichen Entstehungsmechanismen überlagern und gegenseitig beeinflussen. Merke: Bevor eine korrekte Diagnose gestellt werden kann, muss sichergestellt werden, dass keine anderen Grunderkrankungen vorliegen. Ebenso sind bestimmte Differentialdiagnosen auszuschließen. Eine Differentialdiagnose bezeichnet eine Erkrankung mit ähnlicher Symptomatik, die ebenfalls als mögliche Ursachen der Beschwerden in Betracht kommt...

Informationsteil
Multimodale

Teil 2 – MULTIMODALE SCHMERZTHERAPIE - der interdisziplinäre Behandlungsansatz

 

Für Menschen mit chronischen Schmerzen ist eine rein medikamentöse Behandlung oft nicht ausreichend. Eine multimodale Schmerztherapie, bei der die Behandlungstechniken aus mehreren Fachbereichen ineinandergreifen, bewährt sich in diesem Fall am besten. Wir möchten praxisnah vermitteln, welche Möglichkeiten der multimodale Behandlungsansatz bietet.

Ein Blick zurück zu den Anfängen - Schmerzspirale - bio-psycho-soziales Schmerzmodell - Ablauf eines stationären Aufenthaltes - medikamentöse Behandlung - Exkurs: medizinisches Cannabis - Akupunktur - Neuraltherapie - Bewegungstherapie - Massagen - Thermotherapie - Reizstromtherapie/TENS - Psychoedukation - kognitive Verhaltenstherapie - Biofeedback - Entspannungstraining - Meditation - Yoga - Musiktherapie - Kunsttherapie - Genusstherapie - Ernährung und Schmerztherapie

​

​

​

Teil 2 Leseprobe Den Schmerz in die Zange nehmen Wird bei chronischen Schmerzen trotz sorgfältiger medizinischer Diagnostik keine Ursache gefunden, werden im ersten Ansatz Schmerz- und Beruhigungsmittel verordnet. Leider sind diese nicht bei allen Betroffenen gleich wirksam beziehungsweise zeigen manchmal sogar erhebliche Nebenwirkungen. Wenn es durch eine rein medikamentöse Behandlung nicht gelingt, die Schmerzen in einem zufriedenstellenden Maß zu reduzieren, liegt es nahe, diese mit anderen, nichtmedikamentösen Therapien, zu kombinieren, also dem Schmerz gleichzeitig auf „viele Arten“ (lat. multimodal) zu Leibe zu rücken. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, die individuell wirkungsvollste Kombination an Maßnahmen und Behandlungen zu finden. Außerdem stimmt die Vorstellung zuversichtlich, den Schmerz von vielen Seiten gleichzeitig zu „umzingeln“, ihn quasi „in die Zange zu nehmen“, und selbst aktiv zur Besserung oder Heilung beitragen zu können. Wir wünschen uns einen unkomplizierten und flächendeckenden Zugang zu einer multimodalen Schmerztherapie für alle chronisch schmerzkranken Menschen. Die Idee ist nicht neu… Die multimodale Schmerztherapie gilt heute als moderner Behandlungsansatz. Doch so neu ist die Idee gar nicht… Schon während des Zweiten Weltkrieges gewann man wichtige Erkenntnisse, die später zur Entwicklung des multimodalen Behandlungsansatzes von Bedeutung waren. Der amerikanische Arzt Henry Beechers beobachtete, dass schwerverletzte Soldaten oft weniger Morphium benötigten als Zivilisten mit ähnlichen gravierenden Verletzungen. Man erklärte das damit, dass die Soldaten Erleichterung empfanden, da sie zwar verwundet, aber nicht mehr unmittelbar durch den Krieg vom Tode bedroht waren, während für Zivilisten die Verletzung erst der Beginn ihres Leidensweges bedeutete. Offenbar stand die Schwere der Verwundung nicht in direktem Zusammenhang mit der Intensität des empfundenen Schmerzes. Außerdem nahmen einige Soldaten eine Schmerzlinderung wahr, nachdem ihnen aufgrund des Mangels an Morphium von den Krankenschwestern nur eine Kochsalzlösung verabreicht worden war (Placeboeffekt). Der amerikanische Arzt John Bonica gilt als Begründer der fachübergreifenden Behandlung von Patienten mit chronischen Schmerzen. Er rief 1947 die erste interdisziplinäre Schmerzklinik in den USA ins Leben. Kriegsverletzte wurden in Zusammenarbeit von Anästhesisten, Orthopäden, Neurochirurgen, Psychologen und Physiotherapeuten behandelt. Die Forschung in Richtung multimodale Schmerztherapie nahm ab nun an Fahrt auf. Verschiedene Schmerztheorien wurden entwickelt und wissenschaftlich belegt. Dabei spielten neben den körperlichen Einflüssen auf die Schmerzwahrnehmung auch die psychologischen Faktoren eine zunehmend bedeutende Rolle. Die „Gate-Control-Theory“ von Melzack und Wall aus 1965 fasste erstmals die bei der Entstehung, Wahrnehmung und Hemmung von Schmerzen mitbeteiligten Faktoren zusammen. Mit Hilfe dieses neuen Modells konnten beispielsweise der Placeboeffekt und andere bekannte Phänomene, wie das herabgesetzte Schmerzempfinden von Fakiren und die Wirkung von Hypnose, erklärt werden. Bonica war einer der ersten, der erkannte, wie wichtig eine interdisziplinäre Erforschung und Behandlung von Schmerzen ist. 1973 gründete er die „Internationale Vereinigung zum Studium des Schmerzes“ (International Association for the Study of Pain - IASP). Heute ist das vom amerikanischen Psychiater George L. Engel entwickelte „bio-psycho-soziale“ Schmerzmodell weitestgehend anerkannt. Es besagt, dass Gedanken, Gefühle und soziale Komponenten das Schmerzempfinden ebenso beeinflussen wie rein körperliche Faktoren. Schmerz wird demnach zuerst körperlich wahrgenommen („bio“), erhält dann einen Stellenwert („psycho“) und wirkt sich schließlich auf unser Verhalten aus („sozial“). Dieser Ansatz widersprach der bisher vorherrschenden Meinung, dass Krankheiten ausschließlich physisch zu behandeln seien. Unter „Interdisziplinärer multimodaler Schmerztherapie“ versteht man die gleichzeitige und fein aufeinander abgestimmte Behandlung chronischer Schmerzen mit verschiedenen Verfahren aus den Bereichen Medizin, Physiotherapie und Psychologie/Psychotherapie sowie anderen Disziplinen, die das gemeinsame Ziel verfolgen, Schmerzen zu reduzieren. Die Schmerzspirale gemeinsam durchbrechen Interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie ist vor allem für chronische Schmerzpatienten zu empfehlen, die schon eine Vielzahl an Therapien ausprobiert haben und keine nennenswerte Besserung erreichen konnten. Wir kennen das! Etliche von uns haben einen zermürbenden Ärztemarathon hinter sich und eine Menge Zeit, Geld und Hoffnung in Behandlungen investiert, die im Endeffekt nur wenig oder nichts zur Heilung beigetragen haben. Nicht selten finden sich Patienten dadurch in einer Abwärtsspirale wieder, ziehen sich immer mehr aus dem Alltagsleben zurück oder entwickeln sogar eine starke Depression oder Angststörung. Wie man heute sicher weiß, sind Körper und Seele nicht vollständig voneinander zu trennen, vielmehr beeinflussen sie sich gegenseitig. Und genau hier setzt die multimodale Schmerztherapie mit ihrem ganzheitlichen Zugang an. Ein Team bestehend aus Schmerztherapeuten, Psychosomatikern, Psychologen und Therapeuten aus verschiedenen Bereichen der physikalischen Therapie (Physiotherapie, Ergotherapie, Sporttherapie, Massagen, Elektrotherapie u.v.m.) versucht gemeinsam, die Patienten dabei zu unterstützen, aus dem Schmerzkreislauf auszubrechen. Für den langfristigen Therapieerfolg ist es entscheidend, dass Betroffene aktiv mitarbeiten und bereit sind, die erlernten Strategien auch im Alltag umzusetzen. Viele Behandlungsansätze zielen darauf ab, die Selbstwirksamkeit des Patienten zu erhöhen. Unter diesem Begriff versteht man in der Psychologie die Überzeugung, dass eine schwierige Situation aus eigener Kraft bewältigt werden kann. Eine schwach ausgeprägte Selbstwirksamkeit, also das Gefühl, seinen Schmerz selbst nicht beeinflussen zu können, kann dazu führen, dass dieser stärker wahrgenommen wird...

Teil 3 – GESICHTSSCHMERZEN UND ZAHNMEDIZIN

​

In diesem Kapitel wird die Rolle der Zahnmedizin insbesondere in Bezug auf den idiopathischen Gesichtsschmerz beleuchtet und erklärt, warum es notwendig ist, dass das Wissen um Gesichtsschmerzerkrankungen in Zukunft Teil der zahnärztlichen Ausbildung wird.

Teufelskreis aus Eingriffen und Schmerzen - die korrekte Diagnose - Flussdiagramm zur diagnostischen Anamnese - internationale Klassifikation von Gesichtsschmerzen 2020 - S1 Leitlinie der deutschen Gesellschaft für Neurologie - behandeln oder besser nicht - Vertrauen und Information als Voraussetzung für den Behandlungserfolg -  Unterscheidung Schmerz vom Zahn oder vom Nerv - wichtige Begriffe rund um die Zähne - Schadenersatz und Schmerzensgeld - miteinander reden - woran erkennt man einen guten Zahnarzt - Möglichkeiten und Grenzen der ganzheitlichen Zahnmedizin  - Funktionelle Myodiagnostik - Stille Entzündungen im Kieferknochen (NICO) - INTERVIEW mit Dr. med. univ. Thomas Merhaut

Teil 3 Leseprobe Der Zahnarzt als erste Anlaufstelle Wer Zahnschmerzen hat, geht zuallererst zum Zahnarzt. Bei den meisten Patienten liegt tatsächlich ein Defekt im Bereich der Zähne, wie zum Beispiel Karies oder eine Wurzelentzündung, vor und sobald dieser behoben ist, verschwinden auch die Schmerzen wieder. Sie haben ihre wichtige und normale Warnfunktion erfüllt. Es handelt sich hierbei um einen sekundären Schmerz. Bei manchen Patienten kann der Zahnarzt aber trotz bestehender Zahnschmerzen keine dentale Ursache für diese feststellen. Es ist auch möglich, dass zwar eine Erkrankung an den Zähnen gefunden und erfolgreich behandelt wurde, die Schmerzen jedoch weiterhin andauern. Zahnärzte gehen meist davon aus, dass die Behandlung von Zahnschmerzen in jedem Fall in ihren Zuständigkeitsbereich fällt. Deshalb nehmen sie auf Drängen der Patienten weitere Zahnbehandlungen oder Extraktionen vor, obwohl sie keine eindeutige dentale Ursache für die Schmerzen finden können. Zahn für Zahn – der Teufelskreis Weiterführende Behandlungen werden in bester Absicht vorgenommen. Es kann dabei jedoch passieren, dass ein für die Patienten brandgefährlicher Prozess in Gang gesetzt wird, wenn sich eine primäre Gesichtsschmerzerkrankung zu entwickeln beginnt oder bereits besteht. In manchen Fällen kommt es nach einem Eingriff kurzzeitig zu einer Besserung der Beschwerden, aber wenig später können diese an der ursprünglichen Stelle und/oder an anderen Zähnen wieder auftreten. Der Patient will schmerzfrei sein, der Zahnarzt möchte helfen - und so werden weitere Zähne behandelt oder entfernt. Im schlimmsten Fall wird ein Teufelskreis aus invasiven Eingriffen und Schmerzen, die von Mal zu Mal stärker werden oder sich ausbreiten, aufrechterhalten. Betroffene verlieren unter Umständen viele gesunde oder erhaltenswerte Zähne. In Extremfällen kann es sogar zum Totalverlust aller Zähne kommen und die Patienten haben nichtsdestotrotz weiterhin Schmerzen. Sandra, ein Mitglied aus einer unserer Selbsthilfegruppen, berichtete uns: „Ich habe seit zwei Jahren Zahnschmerzen. Es begann mit einem Routinebesuch beim Zahnarzt und ich musste eine Wurzelkanalbehandlung durchführen lassen. Von da an hatte ich immer Schmerzen an diesem Zahn. Ich überredete den Zahnarzt, diesen Zahn zu entfernen. Danach sprang der Schmerz plötzlich auf den Nachbarzahn über. Eine Füllung wurde ausgetauscht, was alles nur noch verschlimmerte. Der Schmerz war drückend und brennend und die ganze Gesichtshälfte fühlte sich taub an. Auf den Röntgenbildern war nichts Auffälliges zu erkennen….“ So wie ihr ergeht es vielen… Auf die korrekte Diagnose kommt es an Voraussetzung dafür, dass Zahnärzte die richtige Diagnose stellen und ihren Patienten somit die optimale Beratung und Behandlung zukommen lassen können, ist grundlegendes Wissen über primäre Gesichtsschmerzerkrankungen und mögliche neurologische Zusammenhänge. In diesem Bereich besteht ein Informationsdefizit. Gesichtsschmerzerkrankungen sind zurzeit nicht Teil der zahnärztlichen Ausbildung und die meisten Zahnmediziner haben hauptsächlich von den bekannteren Vertretern, etwa der Trigeminusneuralgie und der Post Zoster Neuralgie, gehört. Es dauert sehr lange - manchmal vergehen mehrere Jahre - bis Patienten mit chronischen, primären Gesichtsschmerzen endlich die richtige Diagnose erhalten. Diese Phase der Unsicherheit ist sehr belastend und die meisten Betroffenen werden von einem Arzt zum nächsten geschickt. So ein Ärztemarathon ist zermürbend und kostet zudem viel Zeit und Geld. Während die Patienten aufgrund verschiedener Verdachtsdiagnosen eine Reihe von wirkungslosen Therapien verordnet bekommen - Behandlungen mit Antibiotika und Virostatika stehen dabei ganz oben auf der Liste - verstreicht wertvolle Zeit und mit dieser auch die Chance, durch den rechtzeitigen Beginn einer Schmerztherapie zu verhindern, dass die Schmerzen chronisch werden. Das vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf entwickelte Flussdiagramm zeigt, wie anhand gezielter Fragen zur Anamnese eine Diagnose gestellt werden kann. ...

Zahnmdizin

Teil 4 – LEBEN MIT SCHMERZEN - UMGANG MIT DER KRANKHEIT UND STRATEGIEN ZUR      SCHMERZBEWÄLTIGUNG

​

Wir möchten Schmerzpatienten vermitteln, dass sie mit ihrem gesundheitlichen Problem nicht alleine gelassen werden und wie hilfreich eine gute Vernetzung mit anderen Betroffenen und Kompetenzzentren sein kann. Es werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie man trotz einer chronischen Schmerzerkrankung ein erfülltes Leben führen kann, wobei ein Schwerpunkt auf die Bedeutung von eigenverantwortlichem Handeln und die Hilfe zur Selbsthilfe gelegt wird. Darüber hinaus sollen Freunde und Angehörige für die schwierige Situation der Betroffenen sensibilisiert werden.

​

Wir behandeln folgende Themenkreise:

Depressionen und Angststörung/Soziale Isolation und Vereinsamung/Die Rolle der Angehörigen - Begleitung im Hintergrund/Chronische Schmerzkrankheit und Familienplanung/Schmerzkrankheit und Spiritualität/Resilienz/Vernetzung mit anderen Betroffenen/Krisenintervention/Grad der Behinderung und Erwerbsminderungsrente/Im undurchsichtigen Dickicht der Behandlungsangebote

 

Depressionen und Angststörungen 

Symptome und Auslöser einer Depression - generalisierte Angststörung - Panikstörung - Der Einfluss der Hormone - der achtsame Umgang mit Medikamenten - Selbsteinschätzung und Fremdwahrnehmung - Depressionen wieder los werden - sich aktiv aus der Depression befreien

​

​

​

Leben mit Schmerzen

Leseprobe Kurze Einführung in das Thema Ein Leben mit chronischen Schmerzen trifft die meisten Menschen völlig unvorbereitet. Viele, die unter idiopathischen Gesichtsschmerzen leiden, sind häufig zudem noch recht jung, wenn sich die ersten Symptome bemerkbar machen. Es ist schwer zu begreifen, dass der Schmerz sich verselbständigt hat und sich eine eigenständige Krankheit daraus entwickelt haben soll. Man will einfach nicht wahrhaben, dass es keine schnelle, effiziente Lösung gibt, die das Problem in Kürze behebt. Die meisten sträuben sich mit Händen und Füßen gegen die Vorstellung, dass sie auf unbestimmte Zeit mit einer Schmerzerkrankung leben müssen, insbesondere dann, wenn die statistische Wahrscheinlichkeit einer vollständigen Heilung nicht sehr hoch ist. Diese innere Auflehnung ist zunächst einmal eine ganz natürliche Abwehrreaktion, denn niemand möchte sich auch nur annähernd ausmalen, was dies für die weitere Zukunftsplanung bedeuten könnte und wie sich die Krankheit auf die Lebensqualität auswirken wird. Die Dauerpräsenz von Schmerzen ist außerdem sehr aufreibend. Sie kann sowohl physisch als auch psychisch zermürben und an die Substanz gehen. Merkkasten: Bei einer chronischen Erkrankung leidet immer auch die seelische Gesundheit! Ist die Lebensqualität aufgrund der Schwere der Erkrankung stark herabgesetzt und die Zukunftsperspektiven unklar, leidet zwangsläufig auch die seelische Gesundheit. Depressive Verstimmungen oder depressive Episoden sind daher keine Seltenheit, sondern oftmals eine unmittelbare Folge einer chronischen Schmerzerkrankung...

Soziale Isolation und Vereinsamung

Bedeutung sozialer Kontakte für die Gesundheit - Abgrenzung - Selbstwertgefühl - Scham und Schuldgefühle - gefangen in den eigenen vier Wänden - sozialer Isolation vorbeugen und Einsamkeit abbauen - Eigeninitiative entwickeln und Unterstützung annehmen

Die Rolle der Angehörigen – die bedeutsame Begleitung im Hintergrund

sich in andere hineinversetzen - die neun Grundprobleme von Betroffenen - Wissen über die Erkrankung - gelungene Kommunikation - eigene Grenzen und Bedürfnisse - praktische Hilfe im Alltag - Arbeitsplatz, häusliche Situation und Freizeitgestaltung 

Chronische Schmerzkrankheit und Familienplanung

Leben mit oder ohne eigene Kinder - manchmal kommt es anders als gedacht - Gründe, sich für Kinder zu entscheiden - Schmerzkrankheit und Elternschaft - hilfreiche Fragen zur Entscheidungsfindung - Kinder als Kraftquelle - ein erfülltes Leben ohne Kinder - Interview mit Carolin 

Schmerzkrankheit und Spiritualität

Bewusstsein schärfen - Bedeutung von Spiritualität - Spiritualität und Religion - Selbstheilungskräfte - der innere Kontakt zu sich selbst - mentaler Rückzugsraum

Resilienz

Begriff - Bedeutung für chronisch schmerzkranke Menschen - die sieben Säulen der Resilienz - persönliche Stärken und Chancen erkennen und nutzen - die Zügel selbst in die Hand nehmen

​

Vernetzung mit anderen Betroffenen

Die Bedeutung von Selbsthilfegruppen - verschiedene Gruppenangebote - virtuelle Selbsthilfegruppen -Selbsthilfeorganisationen - ein Blick auf die Geschichte - konkrete Anlaufstellen - Ziele einer gesundheitlichen Selbsthilfegruppe - Grundregeln und Prinzipien für den Erfolg - Geben und Nehmen auf Augenhöhe - die Leitung einer Selbsthilfegruppe - die SHG zum atypischen Gesichtsschmerz von Marion - von der Gruppenaktivität zum Buchprojekt - Aufruf an Betroffene

Krisenintervention

Psychische Folgen einer Schmerzerkrankung - Alarmsignale - Komorbidität - der Verzweiflung wirksam entgegensteuern - Hilfe in einer suizidalen Krise - ein Appell an Betroffene und Angehörige

Grad der Behinderung (GdB) und Erwerbsminderungsrente

Fakten im Überblick - Grad der Behinderung - Erwerbsminderungsrente

Im undurchsichtigen Dickicht der Behandlungsangebote

Alternativmedizin - Komplementärmedizin - wie erkennet man seriöse Behandlungsangebote - Vorsicht Scharlatanerie - abwarten und gar nichts tun? - der Weg der kleinen Schritte - auf sich selbst hören

Teil 5 - ERFAHRUNGSBERICHTE VON BETROFFENEN

Marion Gesichtsschmerz - Marion Migräne - Gerlinde - Carolin - Anette - Vanessa -...

​

Erfahrunsbrichte

Teil 3 Leseprobe Mein Name ist Gerlinde, ich bin Jahrgang 1970 und lebe mit meiner Familie in Österreich in der Nähe von Wien. Seit einem kieferchirurgischen Eingriff im Februar 2017 habe ich dauerhaft Schmerzen an den Zähnen und im Mund. Im Frühling 2020 lernte ich Marion Deike kennen und Ende desselben Jahres beschlossen wir, dieses Buchprojekt gemeinsam zu verwirklichen. In meinem persönlichen Bericht erzähle ich zunächst von meiner langen „Zahnhistorie“, die schon in der Kindheit ihren Anfang genommen hat, und der Verkettung von ungünstigen Umständen und Entscheidungen, die letztlich dazu führte, dass ich chronische Gesichtsschmerzen entwickelt habe. Danach berichte ich von meiner Suche nach Hilfe beziehungsweise einer wirkungsvollen Behandlung. Abschließend möchte ich teilen, was ich aus meiner Erfahrung gelernt habe...

bottom of page